Vorn ist eine Bühne aufgebaut? Gut – dann haben wir es mit einer Veranstaltung, einem Kongress, einer Tagung oder ähnlichem zu tun. Dass die Teilnehmer der Unterhaltung wegen kommen, können wir ebenfalls ausschließen – es sind berufliche oder geschäftliche Gründen, die die Gäste herbringen. Ernste und wichtige Sachen also.
Ich komme als Moderator dazu. Ich soll Unterhaltung und Spaß in die Veranstaltung bringen, die sonst nicht da wären. Ich bin der Entertainer des ernsten Anlasses.
Mich als Moderator zu holen, hat eine eigene Logik: die Teilnehmer allein sind mit ihren Geschäften, mit dem Ausleben der Motive ihrer Anwesenheit und nicht zuletzt mit ihrer Selbstdarstellung so sehr beschäftigt, dass für die Produktion von Spaß einfach keine Reserven mehr da sind. Bei mir fallen alle drei Punkte zusammen: Moderation ist mein Geschäft, ich bin des Spaßes wegen da und kann mich dabei sogar noch selbst darstellen – die perfekte Rolle.
Warum eigentlich trage ich keine Pappnase, sondern einen Anzug wie alle anderen Männer auch und warum spritze ich niemanden aus meiner Knopflochblume nass, sondern halte den Menschen ein Mikrophon unter die Nase?
Das hat wiederum mit dem zweiten Teil meines Auftrags als Moderator zu tun. Die Teilnehmer der Veranstaltung sind keine Zuschauer, sie sind meine Gäste; je mehr sie mit mir zu tun haben, zu tun haben müssen, desto mehr behandle ich sie als Gast. Es ist meine Aufgabe, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich meine Gäste wohl fühlen und ihre Ziele verfolgen können. Ich bin also der Wettermacher für ein entspanntes Klima.