Edutainment

Infotainment oder der Verrat des Professors

Dieser Text enthüllt keine sensationellen Neuigkeiten; als „Breaking News“ taugt er nichts und sein Unterhaltungswert tendiert gegen Null. Infotainment wird hier nicht geboten; ich versuche es nicht einmal.

Es begann mit der Suche nach verlässlichen Informationen zu Corona. Um die Informationen wissenschaftlicher Institutionen einordnen und nutzen zu können, ist Hintergrundwissen nützlich. Viel muss es nicht sein und es lässt sich leicht erwerben. Zwar kollidieren die Fachleute manchmal mit meiner Lebenserfahrung, doch das lässt sich zurecht rücken. Eine Kollision produzierten die amerikanischen Forscher mit der Empfehlung eines Lockdown - Schulschließungen und anderen Unannehmlichkeiten eingeschlossen - bis weit in das Jahr 2021 und gar hinaus. Immerhin erwarteten sie neben den erfreulichen Folgen auch weniger erfreuliche für die Wirtschaft, Gesellschaft und Psyche. Wissenschaft kann irren, das ist ihr Wesen und ihre Geschichte.

Schlimm werden Meldungen aus der Wissenschaft, wenn sich die Nachrichtenmedien ihrer annehmen, sie in Zeitungen erscheinen und auf Websites gepostet werden. Medien brauchen Material, Material und noch einmal Material. Eingängig muss es sein, muss sich schnell ins Gehirn brennen und Unterhaltungswert haben. Die Meldungen müssen knallen, scheppern und explodieren. Geben sie das nicht direkt her, muss das Knallen, Scheppern und Explodieren in den Konjunktiv und in die Zukunft verlegt werden, dann aber möglichst extreme Folgen haben. Das Unglück von heute wird zur Katastrophe von morgen. Aber schnell bitte, am besten noch schneller, damit die nächste Sensation drankommen kann.

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Edutainment: Vorbereitung einer Moderation

Edutainment verfolgt Ziele, die durch Techniken des Edutainments besser, nachhaltiger und mit mehr Freude für alle Beteiligten erreicht werden sollen. Es erfordert eine gründliche planerische, organisatorische, methodische und inhaltliche Vorbereitung. Nur wenn er gründlich vorbereitet ist, kann der Edutainer wirklich spontan reagieren.

Als Vorbereitung einer Moderation erstelle ich ein ausführliches Skript, das selbst für eine Veranstaltung von nur zwei Stunden Dauer vier oder fünf Seiten umfassen kann. Das Skript begleitet mich durch die ganze Vorbereitung hindurch – am Ende kenne ich es nahezu auswendig. Es wird am Abend vor der Veranstaltung ausgedruckt und wandert in meine Moderationsmappe. Die Titelabbildung zeigt eine Skriptseite.

In den letzten zwei bis drei Tagen vor der Veranstaltung destilliere ich aus dem Skript meine Moderationskarten. Die Inhalte des Skripts werden ordentlich eingedampft, selbst die längste Veranstaltung von einem Tag Dauer passt dann auf maximal fünfzehn Karten und zwar in einer Schriftgröße, die ich ohne Brille auch noch mit ausgestrecktem Arm lesen kann. Die Moderationskarten werden schließlich in der Jackettasche verstaut, nachdem ich sie mehrfach als Regieanweisungen für mein Kopfkino mit der Veranstaltung gebraucht habe.

Nach dieser umfangreichen Vorbereitung ist es wahrscheinlich kein Wunder und wird Sie nicht überraschen, dass ich während der Veranstaltung auf die Vorbereitungsmaterialien gar nicht oder nur sehr wenig zurückgreife.

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Meine Aufgabe heute: Edutainment

Mein Vortrag fiel ins Suppenkoma. Sie kennen das Suppenkoma? Ein heißer Juni-Nachmittag, es ist kurz vor vierzehn Uhr; die kalorienreiche Mittagspause liegt hinter, der ganze Nachmittag mit seinen Themen liegt noch vor uns. Wir sind auf einem Kongress, in einem mittelgroßen Raum, klein genug und so voll, dass der Vortragende zuhause mit Überfüllung prahlen kann. Die Frischluft scheint rationiert zu sein und wird im Laufe des Nachmittags immer knapper.

Ich bespiele den ersten von drei Workshops. Mit meinem „Slot“ um 14:00 Uhr habe ich einfach Pech. Weiteres Pech - mein Thema mobilisiert nur schwer Interesse: „Kompetenzentwicklung älterer Mitarbeiter in Kleinen und Mittleren Unternehmen.“ Doch ja, solche Themen gibt es wirklich, in meinen europäischen Jahren mit dem Berufsbildungsprogramm „Leonardo da Vinci“ hat mir das Schicksal solche und vergleichbare Themen des Öfteren zugewürfelt.

Ein Auftrag, ein Thema, eine Situation im Suppenkoma; drei Faktoren, die zusammen genommen sich auch als Entlastungsprogramm für überfüllte Schlaflabore vermarkten lassen.

Vierzehn Uhr: mein Vortrag beginnt. Verschanzte ich mich jetzt hinter dem Pult, nähme ich den Presenter in die Hand, drehte ich mich halb um, zu kontrollieren, ob die Präsentation auch läuft, dann hätte ich den Startschuss zum Einschlafen gegeben.

Nichts davon geschieht. Mein Programm heißt nun: Edutainment.

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Edutainment in Vorträgen

Sicher verschanzt hinter dem Pult steht der Redner - eine Person ohne Unterleib. Vielleicht ab dem Brustbein, sicher aber vom Nabel abwärts geht er ins das Material des Pultes über. Wir beobachten ehrfurchtsvoll und bewundernd, wie sich gerade hier und jetzt vor unseren Augen ein Mensch aufmacht in die ewige Walhalla der großen Vortragenden – Deifizierung nennt man das. Für uns sterbliche Banausen mag die Erkenntnis den Trost der Gemeinsamkeit bieten, nach der angeblich neunzig Prozent aller Menschen den Tod einer öffentlichen Betätigung als Vortragende vorziehen.

Das alles ist bekannt und dabei sowohl gut wie schön. Wo Ehrfurcht wabert, ist Weihe nicht weit. Um überhaupt noch von Unterhaltung reden zu können, müssen wir an dieser Stelle Schluss machen. Lehnen wir uns zurück, die weitere Rede ist von irdischen Bedürfnissen, nämlich auch beim Vortrag unterhalten werden zu wollen. Der Redner befindet sich nun woanders, nicht mehr hinter dem Pult, sondern bei seinen Zuhörerinnen und Zuhörern.

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Mein Edutainment in Seminaren

In vielen Seminaren der Erwachsenenbildung verhalten sich die Teilnehmerinnen und – teilnehmer so, wie sie es in der Schule gelernt haben. Die Erfahrungen der Schulzeit haben einen hohen Anknüpfungswert, weil sie sofort und ohne spürbaren Anpassungsaufwand auf die aktuellen Situationen des Lehrens und Lernens übertragbar sind. Meistens ist die Situation sofort als Lernen und Schule erkennbar, weil die Räume so eingerichtet sind und die Räume sich in einem entsprechend angelegten Gebäude befinden.

Zwei Prinzipien sind hier vorhanden: Erwartung und Ordnung. Als drittes kommt eine Autoritätsperson hinzu, die das ordentliche Messinstrument des Wohlverhaltens anwendet und die Belohnungen verteilen kann, die dem erwarteten und erkennbaren Grad der Anpassung entsprechen: Erwerb von Wissen und Können, sowie Anpassung an eine Ordnung, die sich als Funktionsmechanismus für einen reibungslosen Ablauf des gemeinschaftlichen Lernprozesses ausgibt.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Erwachsenenbildung erleben sich – mehr oder weniger bewusst, mehr oder weniger gewollt oder in Kauf genommen – oftmals in einem Gefälle. Gefälle des Wissens, des Könnens, der Vertrautheit (mit dem Thema), der Perspektive (der Verwendung neu Erlernten) und nicht zuletzt in einem Gefälle der Macht. Das bloße Erlebnis des Gefälles kann Unsicherheit produzieren, die Entscheidung für ein bestimmtes Gefälle, genauer für die eigene Position in einem bestimmten Gefälle, kann wieder zur Sicherheit führen. Die eigene Position im Machtgefälle zu verankern, hat die stärkste Wirkung von allen Wahlmöglichkeiten.

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Rückblick auf eine Moderation

Die Veranstaltung am letzten Dienstag (23.10.2018) war schon die sechste über Menschen mit Schwerbehinderungen in der Arbeitswelt. In einem anderen Beitrag hatte ich sie vor einiger Zeit hier angekündigt. Heute ging es ans Eingemachte, alle denkbaren philanthropischen Rücksichten, wie ein harmonisches Zusammenleben im Betrieb und so weiter, waren bereits in den anderen fünf Veranstaltungen ausreichend Thema gewesen. Jetzt stand die „K-Frage“ im Mittelpunkt, die Möglichkeit, schwerbehinderten Mitarbeitern zu kündigen, wenn es denn notwendig sein sollte. Im Vergleich zu den anderen Veranstaltungen also eine inhaltliche Wendung um 180 Grad.

Der Beschäftigung mit dem Thema der Veranstaltung einen besonderen Akzent zu geben, ist stets Herausforderung für mich. Die Moderation darf nämlich nicht zu einem affirmativen Nachhecheln werden, das jeder Realisierung des Themas einen verbalen Ritterschlag gibt. Es kann aber auch nicht sein, und schon gar nicht aus einer über allem schwebenden rhetorischen Distanz, vielleicht noch mit einer ironischen Einfärbung, dem Thema den Todesstoß zu versetzen. Distanzierte Moderation könnte das Motto der beiden Enthaltungen sein. Hinzu kommt die Aufgabe, der aktuellen Veranstaltung innerhalb der ganzen Reihe eine Rechtfertigung durch besondere Akzente zu geben.

Damit sind die Grundlagen und Leitlinien genannt und nach deren Maßgabe und Möglichkeiten legten wir die Veranstaltung an. Dazu gehörte es auch, Gäste einzuladen – natürlich besonders das Unternehmen, dessen Geschichte wir uns ausliehen.

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Warum ich über Edutainment schreibe

Mir macht es Spaß, für den Spaß anderer Menschen zu sorgen. Ich bringe sie gern zum Lachen. Mein idealer Beruf wäre also Alleinunterhalter. Mein Pech ist, dass mir gewisse Themen wichtig sind, und ich sie damit anderen nahe bringen möchte - zum Beispiel Körpersprache zu verstehen. Damit müsste meine Berufswahl wohl Pädagoge sein.

Lange war ich der Ansicht, beide Berufe schlössen einander aus, obwohl ich in seltenen – viel zu seltenen – Situationen mit einer Kombination von beiden beglückt wurde: unterhaltsame Lehrer, lehrreiche Unterhalter. Menschen, denen diese glückliche Kombination gelingt, nennt man Edutainer – das erfuhr ich erst nach langer Zeit. Da war ich schon Pädagoge und begann meine Entdeckungsreisen ins Edutainment mit meiner Arbeit als Pädagoge, als Trainer, Moderator und Vortragsredner.

Menschen mit professionellen Techniken des Edutainments wichtige Themen näher zu bringen, ist heute mein Beruf.

Jetzt will ich über Edutainment schreiben. Schreiben ist immer ein gutes Mittel, die Gedanken zu ordnen und neue zu bekommen. Dann ist mir daran gelegen, ein wenig Licht ins Schattendasein des Edutainments zu bringen. Drittens möchte ich das Gespräch mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser.

Ich werde in lockerer Folge und kurz gefasst über mein Edutainment schreiben. Einige der Überlegungen will ich an anderer Stelle auf meiner Website vertiefen – die Links führen also in den Keller der Details oder auf den Dachboden des Überblicks.

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Edutainment und PowerPoint-Karaoke

Die Regeln des Powerpoint-Karaokes sind einfach erklärt: man fische eine Powerpoint-Präsentation aus dem Internet, drücke einem Menschen ein Mikrophon in die Hand, stelle ihn vor die laufende Präsentation und bitte ihn, eben dieselbe dem feixenden Publikum zu erklären. Natürlich ohne je zuvor auch nur eine Folie gesehen zu haben und ohne eine Möglichkeit Folienzahl oder Durchlaufgeschwindigkeit zu beeinflussen.

Für die Auswahl der Präsentation gilt die Regel, je weiter sie inhaltlich vom Erklärenden entfernt und je blöder, desto besser ist sie geeignet. Alle weiteren Regeln sind Zutat, wie z.B. die, aus einer Abfolge von mehreren Präsentationen mit Erklärungsversuchen einen sportlichen Wettkampf zu gestalten.

Das Ziel der Übung ist den schönen menschlichen Hang zur Schadenfreude zu unterstützen: zuschauen und sich amüsieren, wie sich dort vorn jemand produziert – mehr oder weniger gut, meistens weniger, was die Freude der Zuschauermeute freilich befeuert.

Ich liebe Powerpoint-Karaoke – oder PPK, um das Wortungetüm etwas handlicher zu machen. Nein, nicht als Zuschauer, sondern als Aktiver mit dem Mikrophon in der Hand. Nicht selten stehe ich als einziger mit dieser Haltung mutterseelenallein vor der Leinwand mit der schrillsten aller auffindbaren Präsentationen.

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Mein Weg zum Edutainment: Die Universität

So schnell aber ließ ich nicht locker bei der Schule, vielleicht war da ja doch noch etwas mehr an Spaß und Anarchie zu finden als ich auf den gewöhnlichen Anstalten erleben durfte. Mein eigener Sonderweg hieß Abendgymnasium. Unterm Strich ging es dort wirklich lebhafter zu als in allen Schulen vorher, aber eigentlich nur, wenn wir die Pausen, die Zeit in der Cafeteria und das Bier danach zur Schule hinzu zählen. Der Unterricht selbst war knochentrocken, wie gewohnt – nur anders. Viele der jungen Lehrer waren zukünftige Altachtundsechziger und verhielten sich schon damals so. Die ganzen ideologischen Wolkenschiebereien gaben keinen Tropfen Spaß her, dazu war die Kritik an den herrschenden Verhältnissen viel zu ernst. Die Deutschstunden wurden zur Arena einer Art von Pseudospaß, wenn das „politische“ Cabaret dran war. Eine Pappkulisse wurde für die Wirklichkeit ausgegeben und mit einer vorhersehbaren Pointe entlarvt und erledigt. Zaghafte und der Natur der Sache nach nicht ernst gemeinte Hinweise, ein wenig mehr Anarchie und Spaß im Unterricht zu versuchen, wurden als kleinbürgerliches Vergnügungsbestreben auf ihren Platz (dem Müllhaufen der Geschichte) verwiesen.

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Was macht den besonderen Kündigungsschutz besonders?

Seit vielen Jahren schon moderiere ich eine Veranstaltungsreihe. Die Reihe wird vom ZBFS („Zentrums Bayern Familie und Soziales“ - ZBFS- oft auch noch Integrationsamt genannt) und der IHK Nürnberg organisiert und findet stets an einem Wochentag von ca. 17:00 bis 19:00 in Nürnberg statt. Es gibt einen allgemeinen informativen Teil und dazu Infostände.

Immer geht es um Arbeitnehmer mit einer Beeinträchtigung, derentwegen ihre Arbeitgeber die Leistungen des ZBFS in Anspruch nehmen möchten. Die Beeinträchtigungen sind beispielsweise eine plötzliche Schwerbehinderung, die Einstellung von Schwerbehinderten und was sich an fatalen gesundheitlichen Desastern im Arbeitsleben noch so einstellen kann.

Die Reihe richtet sich an Arbeitgeber, denen es nicht um Gießkanneninformationen zum Thema geht – wahre Worte, die zwar auch stimmen, die eigene Situation im entscheidenden Punkt aber doch nicht treffen. Für die speziellen Informationsbedarfe stehen die Infostände von Krankenkassen und sonstigen Leistungsträgern zur Verfügung.

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